Marion Reisinger


Ausstellung wird bis 20.11.2020 verlängert
Galerie WHA, Domgasse 1, 4020 Linz

Marion Reisinger

Galerie WHA, Domgasse 1, 4020 Linz

Ausstellungsdauer: 21.10. – 02.11.2020

Öffnungszeiten:
Fr, 30.10.2020 und Mo, 2.11.2020
jeweils 15.00 bis 18.00 Uhr
Bis zum 20.11.2020 kann mit der Künstlerin ein Besichtigungstermin vereinbart werden: marion.reisinger@ufg.at

Die geplante Begrüßung von Ursula Hübner, Professorin Malerei & Grafik Kunstuniversität Linz und Eröffnung von Dagmar Höss, Kuratorin, liegt zum Nachlesen in der Ausstellung auf.

Die porös werdende weiße Farbe eines Zebrastreifens, am Boden klebende Blüten eines Mahagonibaumes, Sonnencremeflecken an der Tür einer Freibadumkleidekabine, ein schimmernder Ölfilm auf der nassen, nächtlichen Straße... Beobachtungen - meist im öffentlichen Raum - treffen auf den prozessorientierten Moment im Atelier. Keine realistische Darstellung des Vorgefundenen interessiert mich, sondern die Grundstruktur dieser Motive, welche ich auf der Leinwand auf ihre Umsetzbarkeit untersuche.

Foto: Marion Reisinger

Ausstellungsansichten (Fotos: Violetta Wakolbinger)

08 forum presents marion reisinger 01, credit violetta wakolbinger
_VIO3435
_VIO3543
_VIO3533
08 forum presents marion reisinger 04, credit violetta wakolbinger
08 forum presents marion reisinger 03, credit violetta wakolbinger
_VIO3528
_VIO3520
08 forum presents marion reisinger 06, credit violetta wakolbinger


Texte zur Ausstellung

O.T.

Sie liest viel. Romane. Marion. Ich weiß, dass sie den Roman „Karte und Gebiet“ von Michel Houellebecq zwei mal gelesen hat. Ich war Ihre Professorin. Das Kunststudium bringt es mit sich, dass man in einer kleinen Gruppe arbeitet und so den Studierenden näher kommt als in anderen Studienzweigen. Trotzdem weiß ich nicht viel über sie. Ich sehe ihre Bilder und fühle, dass hinter deren Abstraktion zahlreiche Geschichten verborgen sind, die wir nicht erfahren. Diese werden durch pastose Schichten und helle transparente Häute verdeckt. Die Bilder sind Nachtbilder und Nachbilder. Dunkle Stücke mit eigenartigen Flüssigkeiten. Diese sickern in die Bilder, wie geschmolzener Schnee in den Acker. Die Farbe wird in den neuen Arbeiten auch durch Linien geteilt und begrenzt. Wie auf einer Karte, wenn das Gebiet festgelegt wird.
In meiner Wohnung hängt ein Bild von Marion. Dadurch bin ich mit ihr verbunden, obwohl ich nicht viel über sie weiß, höre ich Marions dunkle Stimme, wenn ich auf ihr Bild schaue. Das beruhigt und bewegt.
Marion Reisinger studierte Malerei und Grafik an der Kunstuniversität Linz. Sie traf David Reiter und brachte Anton zur Welt, der mit ihr Teil unserer Klasse wurde. In zahlreichen Ausstellungen waren Ihre Werke zu sehen, Stipendien und Residences sind eine weitere Anerkennung ihrer künstlerischen Arbeit.

Ursula Hübner, Professorin Malerei & Grafik Kunstuniversität Linz,  Oktober 2020


Marion Reisinger malt

Marion Reisinger malt. In Öl, auf Leinwand, auch auf Holz oder Karton.
Ihre Bilder wirken oft wie der zarte Nachhall von abblätternder Farbe, von zerkratzten Mauern oder Spiegelungen in zerbrochenem Glas.
Durch Schichtung, wieder Wegwischen oder Eingravieren in die noch feuchte Farbe erzeugt die Künstlerin Tiefe und Räumlichkeit.
Was im ersten Moment bloße Farbfläche zu sein scheint, gibt auf den zweiten Blick Transparenzen, pastosen Farbauftrag und Strukturen preis. Ihre Bilder zeigen und verbergen gleichzeitig. Bereits Übermaltes tritt zum Vorschein, verschwindet wieder.
Reisinger überlagert, legt frei, zerfurcht das Bild mit Linien und spielt mit den unterschiedlichen Richtungen im Malstrich. Dabei entsteht im Betrachter eine Ahnung von Körper und Raum. Ungegenständlich und doch wieder nicht.
Erst die Langsamkeit der Ölmalerei macht solche Prozesse möglich.
Gekonnt gesetzte Linien markieren und begrenzen die gebrochenen Farbflächen wie die Linien auf einem Fußballfeld. Nähe oder Distanz sind noch offen. Formen und Flächen deuten etwas an, und meine Augen suchen und finden bei jedem Hinsehen wieder etwas Neues in Marion Reisingers Bildern.

Dagmar Höss, Kuratorin, Oktober 2020