Susanna Flock


Eröffnung: 18.04.2023
Ausstellung bis 27.04.2023
Galerie WHA, Domgasse 1, 4020 Linz

Susanna Flock

Galerie WHA, Domgasse 1, 4020 Linz
Eröffnung: Di, 18.04.2022, 18.30 Uhr

Begrüßung: Brigitte Hütter, Rektorin Kunstuniversität Linz 
Einführung: Dagmar Schink, Geschäftsführung VALIE EXPORT Center Linz 

In einem assoziativen Ansatz untersucht Susanna Flock die Spuren, die die Verflechtung von Technologie und Alltagsleben hinterlassen. Digitale Technologien sind durch die Arbeitsökonomien des Spätkapitalismus entstanden und werden von Flock stets in diesem Zusammenhang betrachtet. Ein wesentlicher Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Arbeit sind Internetphänomene, die meist in Form von Videoinstallation verhandelt werden.

Ausstellungsdauer: 19.04. bis 27.04.2023

Öffnungszeiten:
19.04 bis 21.04.2023
24.04. bis 27.04.2023
jeweils 15.00 bis 18.00 Uhr

Ausstellungsansichten (Fotos: Violetta Wakolbinger)

003_S FLOCK_AUSSTELL_WHA_©Violetta Wakolbinger__VIO1570
017_S FLOCK_AUSSTELL_WHA_©Violetta Wakolbinger__VIO1736
011_S FLOCK_AUSSTELL_WHA_©Violetta Wakolbinger__VIO1685
015_S FLOCK_AUSSTELL_WHA_©Violetta Wakolbinger__VIO1710
021_S FLOCK_AUSSTELL_WHA_©Violetta Wakolbinger__VIO1774
005_S FLOCK_AUSSTELL_WHA_©Violetta Wakolbinger__VIO1611
020_S FLOCK_AUSSTELL_WHA_©Violetta Wakolbinger__VIO1757
004_S FLOCK_AUSSTELL_WHA_©Violetta Wakolbinger__VIO1584
014_S FLOCK_AUSSTELL_WHA_©Violetta Wakolbinger__VIO1688

Einführung von Dagmar Schink, Geschäftsführung VALIE EXPORT Center Linz

Vor mehr als 200 Jahren kreierte Merry Shelly ihren Roman Frankenstein oder Der moderne Prometheus. Inspiriert wurde sie einerseits von den Experimenten Erasmus Darwins auf der Suche nach dem Ursprung des Lebens. Darwin fand heraus, dass Glockentierchen - aus der Familie einzelliger Organismen, die in Regenwasser leben - auch nach langen Phasen im Trockenen nicht sterben, vielmehr wieder zum Leben erweckt werden können, wenn sie erneut Wasser ausgesetzt sind.
Auch Galvani, der mit seinen Untersuchungen am abgetrennten Froschschenkel einzelne Muskelzellen durch Stromstöße kontrahieren ließ, fand Einzug in die Frankenstein-Geschichte. Merry Shelly beschäftigte sich mit der Frage, ob es möglich sei, eine Leiche wiederzubeleben, oder aus einzelnen Bestandteilen ein Lebewesen zusammenzufügen. Im Roman gelingt es, einen künstlichen Menschen zu erschaffen. 

Susanna Flocks Videoarbeit Building A.I out of Clay thematisiert die Sehnsucht dieses namenlosen Monsters nach einer eigenen Identität. Zusammengesetzt aus Vielen, stellt es die Frage nach einer kollektiven Identität. Die Nahtstellen bilden ein Patchwork als Körper aus, aber keine Einheit. Wie bei einer Sollbruchstelle, um die sich das Video thematisch dreht, könnte jederzeit ein Stück abfallen, sich selbständig machen.
Dafür steht auch das Bild einer Eidechse, die bei Gefahr ihren Schwanz abwirft. Autotomie nennt sich diese spezielle Fähigkeit im Tierreich, um das Überleben sicher zu stellen. Ein Körperteil wird zurückgelassen, vermeintlich lebendig. Dies dient zur Ablenkung der Fressfeinde, kann aber auch zu einer Regeneration bis hin zur Ausbildung eines neuen Individuums führen.
Es geht in Susanna Flocks Videoarbeit also um Identität und Wesen, um Leben und Tod, Vergangenheit und Verfall.

Im virtuellen Raum hinterlassen wir zahlreiche Versatzstücke unserer Identität, viele davon könnten uns bei Weitem überdauern. Unsere virtuellen Identitäten sind ein Paradox(on) aus Unsterblichkeit und Nichtexistenz. Wie im Videospiel gibt es immer noch ein Bonusleben. Der Tod ist nicht das Ende, sondern die Chance auf Selbstoptimierung.
Der „Charakter“ stellt sich nach einer Niederlage erneut der Herausforderung, Level für Level. Diese Leistungssteigerung wird belohnt, jedes Up ein Leben mehr oder ein weiteres nützliches „Item“ für die Sammlung.
Diese immateriellen Gegenstände, sogenannte Items, können in Computerspielen an unterschiedlichen Stellen erlangt werden. Susanna Flock transformiert sie in Epoxidharz-Formen und übersetzt so den virtuellen in einen realen Körper.
Wie ein uneinlösbares Versprechen auf Belohnung schweben die flächigen Items transparent und überlebensgroß im Raum.
Die Zonen des Übergangs im analogen und digitalen Raum interessieren Susanna Flock.

In experimentellen Anordnungen hält die Künstlerin durch chemische Übertragung auf lichtempfindlichem Fotopapier den digitalen Abdruck eines Computerbildschirms fest. Beim Verfahren wird das Papier direkt auf den Monitor gelegt, dieser wird ein- und ausgeschaltet und so ein flüchtiger Moment abgelichtet.
Als ließe sich durch eine 200 Jahre alte Technik mittels Kontakt ein Portal in den digitalen Raum öffnen. Einem Raum, der noch viele Fragen für die künstlerische Auseinandersetzung bereit hält.